Vielleicht reiht sich meine schlappe Schulkarriere jetzt auch in das Bild des Narzissten ein! Am Ende der Zeit als Gymnasiast habe ich schon Abitur gemacht, war sogar Jahrgangsbester, doch zwei bis drei Jahre älter als meine Klassenkameraden.
Es fing schon in der katholischen Grundschule an, dass meine Klassenlehrerin in der vierten Klasse mich für nicht reif für das Gymnasium hielt (ich sei ein Träumer) und meinen Eltern den Rat gab, ich solle zur «Nachreife» noch die fünfte Klasse besuchen.
Viel schien dies nicht geholfen zu haben! Ich blieb von der fünften Volksschulklasse abgehend dann gleich in der Sexta des altsprachlichen Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Leverkusen sitzen. In der Untertertia (vierte Klasse des Gymnasiums) das gleiche Drama. Sogar die Nachprüfung hatte ich nicht bestanden! Meinem Vater reichte es, er meldete mich im naturwissenschaftlich-mathematischen Karl-Duisberg-Gymnasium an. Meine Schulkarriere war gerettet. Ich bekam plötzlich gute Noten in Deutsch, Mathematik und sogar Latein, so dass ich sogar ein gutes Abitur machte.
Ich hatte schon auf dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium die Redaktion der Schülerzeitung «Der Steinkauz» übernommen und ging in der Arbeit ganz auf: Ich schrieb nicht nur Artikel, sondern machte das ganze Layout der Zeitung. Das war meine Lebensschule! Auf dem Carl-Duisberg-Gymnasium gründete ich eine neue Schülerzeitschrift, die sich «Der Aktivist» nannte. Ich wurde in der Schule sogar SMV-Schülersprecher. Ich weiß noch, dass sogar konservative Lehrer uns mit Lob überschütteten: Es machte ihnen Freude, endlich Schüler zu haben, die im Unterricht ein offenes KONTA gaben und die Lehrer herausforderten. Wir waren nicht die schweigenden Lämmer. Wir hatten sogar eine Schülergruppe gegründet: «Schröter-Krüger-Gruppe» (SKG).
Mich hat der offizielle Lehrplan der Schule nie groß interessiert. Mein «heimlicher Lehrplan» waren die Schülerzeitschriften und die Ausbildung einer gewissen Führungsfähigkeit. Später nannte sich die SKG um in «Sozialistische Kampf-Gruppe» (ich bin schon etwas peinlich berührt).
Zum Abitur bekam ich von dem Eltern-Verein als Anerkennung das Buch geschenkt: «Erich Fromm – Der moderne Mensch und seine Zukunft» Ich habe das Buch auch brav gelesen – und es hat in meinem Leben einen richtungsweisenden Einfluss genommen. Vielleicht ist es das Buch, das mich künftig zum «Lesewesen» machen sollte. Ich habe von Erich Fromm alles gelesen, was ich in die Finger bekommen konnte (natürlich auch «Die Kunst des Liebens») und hatte meine erste (auch intellektuelle) Liebe aus dem Mädchengymnasium nebenan: Elke.
