Die Intuition wird häufig als „Bauchgefühl“ missverstanden. Ich möchte diesem allgemeinen Missverständnis hier heftig wider­sprechen.

Ja, es gibt Bauchgefühle, keine Frage! Wenn wir verliebt sind, dann haben wir „Schmet­ter­linge im Bauch“. Wenn wir Todesängste haben, dann „schlägt uns das auch auf den Magen“ und wir bekommen häufig dann auch noch Bauchschmerzen und Durchfall. Ja, von Verliebt­heit bis Ängsten – alle solche Gefühle sind zweifelsohne im Bauchraum (Darm) zu verorten.

Aber Intuition? Ist Intuition überhaupt ein Gefühl? Ich behaupte einmal frech: Intuition ist überhaupt kein Gefühl. Im Gegenteil: Wenn Gefühle im Spiel sind, dann ist es nicht die Intuition.

Nehmen wir als klassisches Beispiel, dass wir einen Flug buchen wollen: Die Angst plärrt ganz laut: „Nein, nein! Blos nicht! Das Flugzeug wird abstürzen! Du wirst den Flug nicht überle­ben!“ Dir wird es auch körperlich regelrecht schlecht, so eindringlich ist deine Angst. Doch das ist keine Intuition, das ist pure Angst, die du deutlich in der Bauchgegend spürst.

Natürlich kann dich auch deine Intuition vor diesem Flug warnen. Unsere Intuition ist auch unser Frühwarnsystem. Doch es wird eher eine leise Stimme sein, die etwa so klingt: „An deiner Stelle würde ich diesen Flug nicht nehmen, sondern erst den nächsten.“ Und du bist so mit deiner Intuition verbunden, dass du sofort reagierst, obwohl du nicht weißt, warum deine Intuition dir eine andere Empfehlung ausspricht. Du gehorchst ihr einfach (gehorchen kommt von hören und zuhören und nicht über-hören). Die Intuition macht dir keine Angst mit irgendeinem drohenden Unglück. Es ist eher zu verglei­chen mit der leisen Stimme deines Schutzengels. Diese Stimme verorten wir auch nicht im Bauch, sondern im „dritten Auge“. Der Begriff „Baugefühl“ ist wirklich doppelt irritierend: Es ist weder ein Gefühl, noch im Bauch beheimatet.