Meine erste Recherche in meinen Büchern über Narzissmus hat erst einmal eine irritierende Erkenntnis gebracht: Eine lebenslange romantische Liebe kommt aus der Traumfabrik und sei eine hoffnungslose Illusion. In Zeiten der «freien Liebe», der Befreiung der Liebe aus gesellschaftlich-religiösen Fesseln, funktioniert das traditionelle Eheleben nicht mehr. Die totale Sexualisierung der Medien bringt die nächste Illusion hervor: Wenn der Sex nicht mit Multiorganismen endet, ist der ganze Sex nichts wert und man findet vielleicht einen «besseren» Sexpartner.
50% der Ehen in der Stadt enden mit der Scheidung. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen 50% gute Ehen sind. Was eher zutreffen mag: Auch bei den anderen 50% ist die Ehe «gescheitert», das Paar hat aber nicht den Mut (auch auf Rücksicht den Kindern und Eltern gegenüber), sich scheiden zu lassen.
Ich erinnere mich, dass ich bei einer Scheidung vor der Richterin gesagt habe: «Die Ehe hat sich erfüllt!» Die Richterin hat darauf bestanden, ich müsse das SCHEITERN der Ehe deklarieren, sonst könne sie uns nicht scheiden lassen. …
Auch lese ich, dass der Begriff «Narzissmus» dermaßen inflationär gebraucht werde, dass er als wissenschaftlicher Begriff nur noch wenig Nutzen hat. Die Gesellschaft ist sowieso «egomanisch» (H.E. Richter), da ist Narzissmus nur eine spezielle Färbung der Egomanie.
Mein erster Eindruck: Das Thema Egoismus, Egomanie, Narzissmus ist in der Literatur noch nicht wirklich geklärt. (Es kann allerdings auch daran liegen, dass meine Bücher schon 20 Jahre alt sind … Vielleicht ist das Thema inzwischen mehr geklärt.) Vielleicht könnte ich auch einen Beitrag mit meinem Buch leisten: «Die Krise meines Lebens – Neue Männer braucht das Land!» Es scheint jedenfalls sehr anspruchsvoll zu sein, und ich sollte mir Zeit für die Fertigstellung nehmen!
Mir scheint, dass die beiden Bücher von Horst Eberhard Richter «Das Ende der Egomanie» (2005 gelesen) und «Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft» jetzt meine nächsten Schlüsselbücher zum Selbstverständnis sind.
Revision: Jetzt habe ich doch das Buch von Nina Larisch-Haider «Von der Kunst, sich selbst zu lieben» (dt. 2002, Heyne) begonnen zu lesen.