Ich lese bei Ursula Nuber («Die Egoismus-Falle» 1993), dass in unserer egomanischen Gesellschaft es mit echten Freundschaften auch nicht besonders gut bestellt sei! Freundschaften sind ja keine Warenbeziehungen: Freunden gibt man, ohne als Gegenleistung etwas zu erwarten.
Ich bin der Meinung (und in der Erfahrung), dass es gut ist, wenn eine verblassende Liebe wenigsten als Freundschaft erhalten bleibt. Besser noch: Wenn sie schon als Freundschaft beginnt! Ver-Liebtsein ist sicher keine gute Basis für eine Ehe (mit Kindern), doch es sollte wenigsten Freundschaft sei, die das Verliebtsein auch überdauern kann.
Und doch ist dieses Gefühl des Verliebtseins kein Zufall, sondern irgendwie vom Himmel arrangiert! Es scheint, dass sich «Dualseelen» (eine Seele in zwei Körpern) getroffen hätten. Schon bei den «alten Griechen» war dies ein kaum erklärbares Phänomen (Platon): Wie kommt es, dass ein Mensch durch einen andern wie betrunken gemacht werden kann? Das galt es zu erklären. … Ich denke, ein philosophisch nicht zu erklärendes Phänomen: Wir können es mit einem rationalen Verstand nicht begreifen und die Sache mit der «Dualseele» ist nur ein philosophisches Hilfskonstrukt.
Was ich aber glaube, dass jeder Mensch, der auf magische Weise in unser Leben «tritt» (ja, und oft endet es mit einem Tritt), eine Rolle in unserem Leben spielt: der Mensch, der uns hilft, Seelenwunden zu heilen. (Ich will dabei nicht gleich auf Partner aus letzten Inkarnationen verweisen, doch es wäre dankbar denkbar!)
Ver-Liebtsein ist wie eine Droge und eine Sucht. Gerade eine Sucht-Gesellschaft wie unsere (Anne Wilson Schaef) glorifiziert das Ver-Liebtsein. Wir sollten erst (mit Kinderwunsch) heiraten, wenn das Verliebtsein sich gelegt hat und sich Freundschaft als Basis gefestigt hat. Es gibt in meiner Geschichte von Liebesbeziehungen (Minimum: Kuss) zwei Typen von Frauen: 1. die den Kontakt (brutal) abgebrochen haben und ich nie wieder gesehen habe und 2. die, zu denen ich heute noch Kontakt habe. Letztere werte ich als Freundschaft.